Latènezeit
(ca. 450 v.Chr - 15 v. Chr.)

Wohlhabende Kelten siedelten an der Wern

Das größte keltische Flachgräberfeld in Bayern wurde Ende 2005 bei Werneck und Zeuzleben durch eine Rettungsgrabung freigelegt.  

Zeitlich eingeordnet haben die Wissenschaftler das Gräberfeld in die so genannte "Laténe-Zeit B", die um 380 vor Christus begonnen hat. Von der Existenz der Gräber weiß man bereits seit der Wernbegradigung im Jahre 1937/38. Spätestens jedoch seit den Funden aus den Jahren 1976 und 1981 war sicher, dass mit weiteren Funden gerechnet werden musste, so Wanke. Mit seinen bis heute 39 festgestellten Gräbern - vermutlich waren es noch mehr - handelt es sich um das größte bisher entdeckte Flachgräberfeld aus dieser Zeit in Bayern. Außerdem wurde mit viel Glück 40 Meter nördlich des Gräberfeldes eine dazugehörige Siedlung entdeckt. Die durch Bodenverfärbungen erkennbaren "Siedlungsgruben", darunter fünf bis sechs so genannte "Kegelstumpfgruben", stammen aus der gleichen Zeit wie die Gräber.

Glück habe man allerdings gehabt, erläuterte Wanke weiter, da sich in den Kegelstumpfgruben eine Menge Brandschutt befand. Die ursprünglich als Vorrats- und Silogruben benutzten Löcher wurden möglicherweise nach einer Brandkatastrophe mit Schutt aufgefüllt. Darin wurden Tonscherben und sonstiger Hausrat gefunden, die Aufschluss zu den Lebensumständen und genauere Datierungen möglich machen. Vorsichtigen Hochrechnungen Wankes zufolge könnten etwa 15 bis 20 Menschen in der Siedlung gelebt haben. Er vermute jedoch, dass die Ausdehnung größer war als der gesicherte Teil.

Die Tatsache, dass alle Toten in Nord-Süd-Ausrichtung beigesetzt wurden - der Kopf Richtung Süden, die Füße zeigten in den Norden - hatte eine besonders unglückliche Auswirkung: Durch die Südhanglage waren bei waagrechter Bestattung die Füße tiefer im Boden als der Schädel. Nun blieben also beim Abziehen der Oberschicht häufig nur die Beine und Füße an ihrem ursprünglichen Ort, Kopf und Brustbereich wurden mit weggeschoben.
Die reiche Ausstattung der Gräber ist ein Zeichen für den gehobenen Wohlstand der Siedlung. Aufgrund der Bodenerosionen an der Hanglage befanden sich die Gräber nur noch 40 bis 60 Zentimeter unter der Erde. Durch den Abtrag der Humusschicht wurden das Gräberfeld und die Siedlung jedoch erheblich beschädigt. 14 der vorchristlichen Ruhestätten waren fast vollständig zerstört, viele andere stark in Mitleidenschaft gezogen.
So kann man anhand der Lage der häufig mit urzeitlichen Korallen besetzten Fibeln und Nadeln feststellen, wo und wie die Kleidung fixiert war. Auch Stoffreste, die möglicherweise durch die Korrosion an Metallteilen in kleinen Partikeln haltbar gemacht wurden, geben Auskunft über Trachten und Verarbeitungsmethoden. Die gefundenen Trepanationsscheiben - Trepanation heißt Schädelöffnung - aus menschlichen Schädelknochen könnten Amulette aus den Überresten getöteter Feinde sein und sollten vielleicht vor Unheil schützen.

Text: Auszüge aus einem Artikel des "Schweinfurter Tagblatt" vom 23. Mai 2006